Streitkultur in der Grundschule: Kinder lernen fair zu streiten
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Das Projekt ‚cool bleiben – fair streiten‘ stärkt Kinder im Ruhrgebiet

Zusammenfassung

Zwei Theaterpädagogen spielen eine Konfliktszene im Klassenraum vor Grundschulkindern

Sandra und Thorsten – zwei pädagogisch geschulte „Streithähne“ – bringen eine Schulklasse zuerst ordentlich durcheinander …

Das von der DEICHMANN-Stiftung geförderte Projekt „cool bleiben – fair streiten“ stärkt die Streitkultur an Grundschulen, indem Kinder fachlich begleitet eigene Streitregeln entwickeln, Gefühle benennen und lernen, Konflikte friedlich zu lösen – ein Gewinn für Schulen, Lehrkräfte und das soziale Miteinander.
Zwei Erwachsene legen Streit mit Handschlag bei - vor der Tafel mit der Aufschrift „Streitregeln“

… und im nächsten Schritt zeigen sie, wie Brücken zueinander gebaut werden können.

Warum Hilfe nötig ist

– Streitregeln für die Grundschule entwickeln

In sehr vielen Grundschulen gehört Streit unter Schülerinnen und Schülern heute zum Alltag. „Konflikte werden nicht konstruktiv – also im Sinne einer für beide Seiten akzeptablen Einigung gelöst – sondern eskalieren schnell in körperliche oder verbale Gewalt. Obwohl sich die Streitthemen wiederholen, lernen die Kinder nicht daraus wie man es beim nächsten Streit besser und gewaltfrei lösen kann“, sagt Markus Heijenga, Projektleiter der Caritas-SkF-Essen gGmbH (CSE). Er ist verantwortlich für das Projekt „cool bleiben – fair-streiten“.

Genau bei diesen noch nicht ausge­bildeten Konfliktregeln setzt das fair-streiten-Projekt an: Es bringt zwei „Streithähne“ in den Klassenraum und lässt sie zusammen mit der Klasse passgenaue Streitregeln entwickeln.

„Bei unserem Besuch waren die Kinder von Anfang an total gefesselt und saßen mucks­mäuschenstill auf ihren Plätzen. Durch die wertschätzende und mitreißende Art der beiden Schauspieler hatten alle den Mut, sich aktiv einzubringen – so wachsen die Kinder über sich hinaus.“

Ivonne Brehme,
Sozialarbeiterin und Consultant Programme bei der DEICHMANN-Stiftung

Wie die Stiftung hilft

– Mehr Einsätze ermöglichen

Die DEICHMANN-Stiftung ermöglicht das Projekt an zahlreichen Grund­schulen in drei Ruhr­gebiet­sstädten (Stand 2025). Sie setzt dafür auf die bereits aus anderen Projekten bewährte Partnerschaft mit der CSE, die „cool bleiben – fair streiten“ ausführt. Der Bedarf ist offensichtlich groß: Anfragen kamen für das Schuljahr 2025/2026 nicht mehr nur von einzelnen Schulen. Vielmehr versuchten Verantwortliche in den Verwaltungen unter anderem des Schulamts der Stadt Oberhausen, des Jugendamts der Stadt Bochum und der SchulkulturKontaktStelle der Stadt Duisburg das Angebot an die Grundschulen in ihren Städten zu holen. Vertreterinnen aus weiteren Ruhrgebietskommunen haben sich das Format bereits angesehen und sind sehr daran interessiert, es auch an ihren Grundschulen einzusetzen.

Die Stiftung sorgt mit der Finanzier­ungs­unter­stützung dafür, dass die sozial­pädagogisch geschulten Schauspieler­innen und Schauspieler mit ihrem interaktiven Format in immer mehr Klassen­räumen präsent sind – und zwar genau dort, wo es wirksam ist: im Unterricht.

Was die Hilfe bewirkt

– Konflikte friedlich lösen

Das Projekt hilft Schulklassen, bereits in der Grundschule eigene Streitregeln und Regeln für den allgemeinen Umgang miteinander zu entwickeln. Weil die Kinder die Regeln selbst entwickeln, können sie sich oft gut mit ihnen identifizieren. So können die Schülerinnen und Schüler ihre Auseinandersetzungen konstruktiver gestalten. Kinder lernen, Gefühle zu benennen, Grenzen des Gegenübers zu respektieren und Konflikte friedlich zu lösen. Die von der Klasse entwickelten, gemeinsamen Regeln geben Orientierung im Schulalltag.

In der von der CSE gestalteten Schulstunde regen die Schauspielerin und der Schauspieler – in der Stunde heißen sie Sandra und Thorsten – einen intensiven Austausch über ganz unterschiedliche Themen an. Zusammen mit den Kindern sprechen sie unter anderem über den Umgang mit Wut, den Schmerz, den Beleidigungen auslösen können, und wie man seinen Frust auch anders ausdrücken kann.

„Wütend sein ist ja erstmal nicht schlimm“, sagt Sandra da zum Beispiel und Thorsten ergänzt: „Aber vor Wut platzen ist doof!“ Also überlegen sie zusammen mit der Klasse, was man mit seiner Wut machen kann, um eben nicht zu platzen. Und da kommen dann Vorschläge wie tief durchatmen, bis fünf zählen, rausgehen oder auf der Stelle joggen.

Zwischen Gesprächsphasen zeigen kurze Spielszenen neues Konflikt­potenzial, das die Kinder gemeinsam bearbeiten. So entstehen die selbst erarbeitete Regeln, die als sichtbares Plakat im Klassenraum bleiben. Einprägsam wird das Gelernte mit dem „Starke Kinder bleiben cool“-Lied – beides fließt in den Schulalltag ein und wirkt langfristig. Und nicht zuletzt werden Lehrkräfte entlastet, weil Konflikte früher erkannt und konstruktiver gelöst werden. So stärkt die gelebte Streitkultur soziale Kompe­tenzen der Kinder – ein Gewinn für Schule und Gesellschaft.

Grundschulklasse hebt die Hände, während zwei Theaterpädagogen und eine Lehrerin vorn im Klassenraum stehen

Zusammen mit der Klasse überlegen die Unterrichts­gäste, wie sich bei Aus­einander­setzungen Konflikte lösen und welche Streit­regeln sich daraus ableiten lassen.

Partner für die Umsetzung

– Zusammenarbeit auch in anderen Projekten

Operativer Partner für das Projekt „cool bleiben – fair streiten“ ist die Caritas-SkF-Essen gGmbH. Die Umsetzung erfolgt durch sozial­pädagogisch geschulte Schauspielerinnen und Schauspieler, die das Format in den Unterricht bringen und die Kinder partizipativ anleiten. Die gemein­nützige GmbH hat bereits andere Projekte mit Hilfe der Stiftung umsetzen können.

Logo der Caritas-SkF-Essen gGmbH (CSE) – Projektpartner von „Cool bleiben – fair streiten“
Agenda 2030 - Nachhaltigkeitsziel 4 - Hochwertige Bildung

Das Projekt „cool bleiben – fair streiten“ zahlt auf das Nach­haltig­keitsziel 4 der Agenda 2030 ein. Dieses Ziel möchte

Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern

Konkret deckt es das Unterziel 4.7 ab:

Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschen­rechte, Geschlech­ter­gleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewalt­losigkeit, Welt­bürgerschaft und die Wert­schätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.